Die Ortsumgehung wird seit 30 Jahren geplant. Sie ist planfestgestellt und darf nun gebaut werden. Eine weitere und noch längere Diskussion erübrigt sich, denn die Einwände wurden alle ausführlich und abschließend behandelt.
Die Ortsumgehung wird seit 30 Jahren geplant.
Doch in 30 Jahren hat sich viel verändert. Die Umgehung war von vornherein umstritten, was politisch jedoch kaum zum Ausdruck gebracht werden konnte. Rechtlich kann der Bau der Ortsumgehung nicht mehr aufgehalten werden. Doch kann der Bau durch politischen Willen verhindert werden: Nur weil gebaut werden darf, müssen wir das nicht tun.
Wollen wir wirklich das Recht durchsetzen, die Oberkotzauer Landwirte und weitere Grundstückseigentümer zu enteignen? Denn darauf wird der ausstehende Grunderwerb in vielen Fällen hinauslaufen.
Die Kosten für den Bau der Umgehung übernimmt das staatliche Bauamt.
Oberkotzau wird von Teilen des Durchgangsverkehrs entlastet, ohne die Umgehungsstraße direkt bezahlen zu müssen.
Die Baukosten steigen, der Bau der Umgehung wird Millionen Steuergelder schlucken. Diese Steuern zahlen letzlich auch die Oberkotzauer Bürgerinnen und Bürger.
Investitionen in umweltschonende Maßnahmen und zukunftsfähige Mobilität wären sinnvoller.
Die Unterhaltskosten von Teilen der Hofer Straße und der Schwarzenbacher Straße trägt mit dem Bau der Umgehung der Markt Oberkotzau.
Die Hofer Straße gehört zu den stark belasteten Ortsdurchfahrten bayernweit. Die Ortsumgehung entlastet die Durchgangsstraße.
Die Verkehrszahlen sind seit 1990 rückläufig: Südlich von Oberkotzau um 33%. Diese Entlastung ist schon jetzt ohne Umgehung von Fattigau bis zum Plärrer spürbar.
Ab der Frankenbrücke entsteht durch Quell- und Zielverkehr (über Frankenbrücke, Schulstraße, Konradsreuther Straße) allgemein eine höhere Belastung, die auch durch die Umgehung nicht verschwinden wird:
Innerörtlicher Verkehr (Einkaufsmärkte!) und der Durchgangsverkehr Richtung Kautendorf/Döhlau/Rehau/Wendler bleiben erhalten. Die Entlastung durch eine Umgehungsstraße betrüge hier nur noch 35%.
Es steht zu befürchten, dass die Gesamtverkehrslast steigt.
Es heißt nicht umsonst: Mehr Straßen bedeuten mehr Verkehr! Eine Ortsumgehung bekämpft immer nur Symptome aber nie Ursachen.
Es ist nicht mehr angebracht, die Infrastruktur auf den individuellen Kfz-Verkehr auszurichten. Stattdessen sollten die Steuergelder für den Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes und den Ausbau des ÖPNV eingesetzt werden.
Neue Mobilitätsformen sind auf dem Vormarsch. Schadstoff- und lärmarme KfZ sorgen auch in der Ortsdurchfahrt für Entlastung.
Die Umgehung muss sich nicht für die nächsten 10 Jahre, sondern für viele Jahrzehnte lohnen. Ist es in der momentanen Entwicklung vertretbar dafür zig-Millionen auszugeben?
Soll Oberkotzau das Image haben, einer der letzten Orte zu sein, die noch eine Umgehung gebaut haben oder will man lieber das Image einer modernen Gemeinde aufbauen, die für ökologischen Fortschritt steht?
Die Situation an der Durchgangsstraße ist gefährlich vor allem für Fuß- und Radfahrer. Es besteht Unfallgefahr.
Demgegenüber steht die Unfallgefahr auf der Ortsumgehungsstraße, aufgrund der erhöhten Geschwindigkeiten ist dort mit schwereren Unfallfolgen zu rechnen. Bestehende Wildwechsel werden mit der Umgehungsstraße durchbrochen, die Gefahr für Wildunfälle steigt dort.
Die unangenehme Situation an der Ortsdurchfahrt könnte auch ohne Umgehung entschärft werden. In immer mehr Gemeinden werden an Engstellen auf Staatsstraßen in Pilotprojekten Tempo 30-Bereiche eingeführt.
Gerade für Radfahrer und Fußgänger ist noch keine sichere Lösung gefunden, z.B. am neu entstehenden Kreisverkehr unterhalb des Dehners.
Die Anwohner der Hofer und Schwarzenbacher Straße sind einer hohen Lärm- und Schadstoffbelastung ausgesetzt und haben ein Recht auf Schutz.
Der Lärmentlastung in der Durchgangsstraße steht eine Neuverlärmung durch die Ortsumgehung gegenüber. Aufgrund deren erhöhter Lage breitet sich bei Westwind die Lärmbelastung über ganz Oberkotzau aus.
Die Gesamtemission von Schadstoffen wird nicht reduziert. Eine spürbare Lärmentlastung wäre erst ab etwa 50% Verkehrsreduzierung zu erwirken, die man im nördlichen Teil der Durchgangsstraße nicht erreicht.
Durch die Optimierung der Fahrzeuge (Hybrid- und e-Autos) ist unabhängig vom Bau der Umgehung von einer weiteren Reduzierung der Belastung auszugehen.
Die Natur dient den Oberkotzauern als Naherholungsgebiet, das durch die Ortsumgehung zerstört wird und wodurch die Landschaft sowohl für Spaziergänger als auch für zahlreiche Tierarten zerschnitten wird.
Eine Überquerung ist aufgrund von Einschnitten und Böschungen nur an wenigen Stellen möglich.
Die Anwohner der Hofer und Schwarzenbacher Straße haben in unmittelbarer Nähe den Saaleradweg, an dem man in Ruhe die Saaleauen genießen kann.
Auswirkungen auf Natur und Umwelt wurden ausführlich im Planfestellungsverfahren erörtert, Ausgleichsmaßnahmen werden getroffen.
Die Schwerpunkte im Umweltschutz haben sich in den letzten Jahren stark zugunsten des Grundwasser- und des Artenschutzes sowie gegen Flächenversiegelung durch Straßenbau verschoben.
Mit der deutlichen Reduzierung des Verkehrsaufkommens im Ortskern, kann der Ortskern attraktiver und sicherer gestaltet werden, zum Wohle aller Oberkotzauer. Die Lebensqualität steigt.
Durch die Umgehung wird sich das Gesicht Oberkotzaus verändern. Wahrscheinlich werden weitere kleine Läden an der Durchgangsstraße auf Dauer schließen (siehe Schwarzenbach an der Saale).
Verkehr muss nicht nur negativ sein, wie man in der Rehauer Innenstadt erkennt. Verkehr kann auch beleben. Die Durchgangsstraße ist historisch bedingt eine viel frequentierte Zone. Der Bau von u. a. gründerzeitlicher Architektur kommt nicht von ungefähr. Die Menschen haben die Häuser bewusst an diese belebte Straße gebaut und sind zum Teil auch heute noch darauf angewiesen.
Die Ortsdurchfahrt wird in Teilen ruhiger werden. Allerdings ist die Entwicklung alleine aufgrund der topographischen Gegebenheiten (Saale, Bahn, Berge) und des verbleibenden Verkehrs weiterhin eingeschränkt. Zu erwarten, dass sich hier nur aufgrund des Baus einer Umgehung eine 1a-Wohnlage entwickelt oder die Straße sicherer wird, wäre blauäugig.
Es hat seinen Grund, warum betroffene Landwirte gegen den Bau der Umgehung geklagt haben: Ihnen droht die Enteignung! Seit Jahrzehnten bewirtschaftete Felder werden zerschnitten und bestehende Feldwege werden unterbrochen, sodass teils weite Umwege gefahren werden müssen.
Die Geschäfte in der Durchgangsstraße benötigen Kundschaft, die der Verkehr bringt.
Schon jetzt haben sich im Hinblick auf den Bau der Umgehung die Supermärkte verstärkt am Ortsrand Richtung Hof angesiedelt. So sind die Anwohner von Porschnitz, Hasenheide, etc. auf ein Auto angewiesen, um ihren Einkauf erledigen zu können. Das wiederum sorgt weiterhin für Verkehr im Ort!
Der Klimawandel betrifft vor allem unsere Kinder und Kindeskinder. Wir tragen Verantwortung! Sie haben ein Recht darauf, dass wir ihnen eine möglichst intakte Umwelt hinterlassen.
Oberkotzaus einmalige Lage in unmittelbarer Nähe zum Untreusee, umgeben von Wiesen und Feldern, kann man als identitätsstärkendes und heimatbindendes Merkmal nicht hoch genug einschätzen. Wie sehen wir selbst unseren Ort? Warum leben wir gern hier? Was lieben wir? Was genießen wir? Warum würden wir uns wünschen, dass unsere Kinder auch einmal hier wohnen?