Ich habe für JA gestimmt, weil…
…die Umgehungsstraße zu kurzfristig gedacht ist und ihre zahlreichen Nachteile die wenigen Vorteilen nicht rechtfertigen.
Die Hälfte der Oberkotzauerinnen und Oberkotzauer hat laut Frankenpost bereits ihre Stimme im Bürgerentscheid abgegeben – das bedeutet gleichzeitig, die andere Hälfte hat das noch nicht getan. Ich möchte diejenigen, die noch nicht abgestimmt haben, ermutigen, sich zu informieren und diese große und wichtige Chance der direkten demokratischen Mitbestimmung zu nutzen.
Die schlechte Nachricht: keine der beiden Möglichkeiten ist die perfekte Lösung, mit der alle Beteiligten glücklich werden.
Die gute Nachricht: eine der beiden Möglichkeiten gibt uns zumindest die Chance für ein Umdenken und wirklich nachhaltige Veränderung, die größere Schäden vermeidet.
Zweifelsohne muss die Lärm- und Schmutzbelastung der Menschen, die in der Hofer- und Schwarzenbacher Straße leben, schwer erträglich sein und ich kann vollkommen verstehen, dass sie über eine Entlastung des Verkehrs mehr als dankbar wären.
Ich denke jedoch, dass der Bau der Umgehungsstraße und deren negative Konsequenzen das nicht aufwiegen können: Die Ortsdurchfahrt würde laut Verkehrszählungen und -berechnungen auch trotz Umgehung durch die Mehrheit der Fahrzeuge genutzt werden, was nur eine geringe Minderung des Lärms bedeutet. Gleichzeitig jedoch würden viel mehr Bürgerinnen und Bürger Oberkotzaus dem Lärm der neuen Straße ausgesetzt werden, kurz: Aus einer lauten Straße würden zwei laute Straßen.
Zahlreiche Studien prognostizieren deutschlandweit einen Rückgang der individuellen Mobilität, sprich, der Anzahl der Menschen, die eigene PKW besitzen. Bei uns „auf dem Land“ sicherlich auch bedingt durch sinkende Bevölkerungszahlen und Abwanderung in größere Städte. Warum also unseren Ort, der inmitten idyllischer Natur liegt, die wir alle zu schätzen wissen, unnötig unattraktiv machen? Schaffen wir doch lieber innovative, nachhaltige und zukunftsfähige Alternativen, statt immer mehr Probleme. Der Erhalt des Bürgerbusses, das Aufstellen von Mitfahrbänken, der Bau fußgängerfreundlicher Geh- und Überwege sind da nur ein Anfang, der deutlich weniger finanzielle und bauliche Ressourcen fordert. Warum wollen wir Strukturen schaffen, die den Einsatz von individuellen Fahrzeugen nur weiter fördern, statt diese zu reduzieren? Durch z.B. weitere Tempolimits, Verkehrsinseln, Flüsterasphalt und Zuschüsse für isolierende Baumaßnahmen könnten Anwohnerinnen und Anwohner der betroffenen Straßen entlastet werden. Ich bin mir sicher, es könnten viele gute Lösungen gefunden werden, wenn man das nur möchte.
Die Mobilitätswende muss und wird kommen. Arbeitsrealitäten werden sich, angestoßen durch die Pandemie, auch dauerhaft verändern, eine Tendenz zu mehr Homeoffice bedeutet weniger Pendelverkehr. Das Aussterben des Einzelhandels lässt Menschen zum Einkaufen zuhause bleiben – was hier sogar als Chance gesehen werden kann, die bestellten Güter logistisch effizienter nach Hause zu liefern. Die deutsche Post nutzt dafür schon heute geräusch- und emissionsarme E-Fahrzeuge.
Der Klimawandel wird uns alle betreffen. Irgendwo müssen wir beginnen, um gegen die steigende Erderwärmung, den Artenverlust, sich häufende Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen und Dürren sowie andere, bisher unvorstellbare Konsequenzen anzukämpfen. Warum beginnen wir also nicht vor unserer eigenen Haustür? Wir können Oberkotzau zu einem Beispiel für klimafreundliche Entscheidungen werden lassen. Warum also nicht einfach mal den Saale- oder Perlenradweg als Arbeitswegalternative ausprobieren, statt genervt im Auto im Stau an der Ampel in der Hofer Straße zu stehen?
Mir ist klar, dass die Diskussion über die Umgehung mittlerweile die Bevölkerung spaltet. Darum bitte ich Sie:
Informieren Sie sich, falls noch nicht geschehen.
Bilden Sie sich Ihre Meinung, indem Sie sich beide Seiten anhören.
Diskutieren Sie sachlich und respektvoll.
Und vor allem: Nutzen Sie ihr Stimmrecht bis zum 14. März 2021.
Je höher die Wahlbeteiligung, desto fairer das Ergebnis für uns alle.
Mit JA stimmen Sie für den Planungsstopp der Umgehung und für eine gerechte Zukunft unserer Heimatgemeinde.
Simone Köppel