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Statements

Tobias Voigtmann

Seit vielen Jahren beschäftigt mich nun das Thema der Ortsumgehung. Nicht nur die Tatsache, dass sie mich direkt betreffen wird, sondern vielmehr das alles was Dahinter steht. Doch was tun? 

Daraufhin habe ich Pro und Kontra abgewogen und zu dem Ergebnis kann man nicht viel mehr sagen: Ich halte es für reine Geldverschwendung, Naturzerstörung und Flächenverbrauch. Jetzt werden sich viele vor den Kopf gestoßen fühlen – aber warum eigentlich? Ist es in Deutschland nicht das gute Recht eines jeden Bürgers, Pro und Kontra äußern zu dürfen? Wir sind schließlich nicht in Russland oder China, denn Demokratie ist unser Grundrecht. 

Die Soziale Medien bestätigen meinen Eindruck des engstirnigen Oberkotzauers: „Wir brauchen die Umgehung! Sofort! Umgehend! Unerträglich!“. So hallte es schon vor 15 Jahren und heute noch durch Soziale Medien, Presse und Co. Aber wieso? Wenn man nachhakt, fangen die Meisten das Stottern an, werden zornig oder wollen gar nicht weiter über das Thema reden – die Politik wird’s schon machen? Falsch gedacht. Ein Bürgermeister sollte da sein, um zwischen Für- und Gegensprecher  zu vermitteln.  Politiker sollten die Meinung der Bevölkerung vertreten. Da schauen wir in Oberkotzau doch mal genauer hin: Seit über 25 Jahren ist die Planung einer Umgehung im Gange, wegen eines hohen Verkehrsaufkommens oder Lärmbelästigung  sagen sie.

Lösungen dafür bietet aber nicht nur eine Umgehung. Vielmehr gibt es Beispiele wie in Österreich: Flüsterasphalt, Tempo 30, Kreisverkehre und Vieles mehr. Was sagt unsere Politik dazu? Die hören sich diese Argumente nicht an, da diese für sie bzw. ihre Interessen irrelevant sind. Unsere ortsansässigen Parteien CSU und SPD machen hierbei eher den Eindruck eines Löwen, der langsam in die Ecke gedrängt wird, wie auf Infotagen deutlich wurde. Ein zurückhaltender Bürgermeister und lautwerdende Politiker, die versuchten, eher lächerlich Emotional zu wirken, um an den „gesunden Menschen“ zu appellieren. Da wurde sich aus allen Registern bedient. Von einer öffentlichen Bloßstellung der UWO in der Zeitung, bis hin zu Aussagen wie: „Das ist an der Hauptstraße viel zu gefährlich, denken Sie daran, wenn ihr Kind da unten lang gehen müsste“ etc. 

Da frage ich mich wiederum, ob man denn seinen Kindern nicht den Schulterblick beigebracht hat. Einmal Links schauen, einmal Rechts und wenn dann frei ist, kann ich die Straße überqueren – tadaaa, kein Hexenwerk. So habe ich es in meinen sechs Jahren Schulzeit auch geschafft, ohne an- bzw. überfahren zu werden. Unter Anderem behaupten die Befürworter, dass es für die Entwicklung der Gemeinde beitragen würde. Sieht diese Entwicklung so aus, wie es z.B. in Schönwald war bzw. ist? Eine geisterhafte Hauptstraße, an der lediglich noch ein Metzger offen hat und es einen Supermarkt gibt? 

Es gäbe noch viele Punkte, um dagegen zu argumentieren aber wir wollen die Kirche im Dorf lassen und das – nicht ohnehin schon erhitzte – Gemüt des Pro-Umgehung-Befürworters wieder abkühlen lassen.

Abschließend ist zu sagen, dass die Politik in Oberkotzau im Bezug auf dieses Thema sehr hilflos und desorientiert aufgestellt ist, wie in meinen Augen sichtbar wird. Sind unsere CSU & Co. so darauf erpicht, die Stimmen der jungen Generation zu ignorieren? Ins Wahlalter kommende, junge Menschen zu verlieren? Es sollte ein Umdenken der Politiker stattfinden und ein sachlicher Dialog oder Problemfindung betrieben werden. Ein lösungsorientiertes Handeln und nicht das, was man „schon immer so gemacht hat“, wäre wünschenswert. Probleme nur von einer Ecke in die andere zu verlagern ist definitiv nicht die Lösung. Es mangelt an offener Kommunikation, Problemlösungsbereitschaft und Mut der Gemeinderatsmitglieder. Ob dieser Kurs auf Dauer gut ist, wird sich noch zeigen. Jedoch bezweifle ich den Erfolg daraus.